Welches Schreien ist normal?
Gesunde Babys schreien mehr oder weniger häufig:
üblicherweise beginnend mit der Geburt und einem Maximum in der 3. – 6. Lebenswoche dann abnehmend bis zum Ende des 3. Lebensmonats ca. 1½ – 2 Stunden pro Tag oft in der Zeit von 16 – 22 Uhr.
Schreien ist Sprache
Mit seinem Schreien will das Kind hinweisen auf
- Missempfindungen wie bei Hunger, Durst, Kälte, Überwärmung, Müdigkeit, nasse Windel,
- Bedürfnisse nach Trinken, Essen, Beruhigung, Stille, Nähe, Körperkontakt, Pflege,
- Freude und Interesse am Kontakt mit seinem Umfeld.
- Säuglingsschreien kann Signalfunktion für Störungen mit Schmerzen sein oder auf einer entwicklungsbezogenen Unreife beruhen.
Wann ist ein Kind ein „Schreikind“?
Auch wenn Sie bisher in Ihrer Familie oder Ihrem Bekanntenkreis kein Kind kennen, das Sie so wie Ihr Kind erlebt haben, sind Unruhe, dauerhaftes Schreien, Ess- und Schlafstörungen bei Säuglingen und Kleinkindern nicht selten.
Als „exzessives Schreien“ gelten wiederkehrende, dauernde Zustände kindlicher Unruhe ohne erkennbaren Grund und Beeinflussbarkeit über den 3. Lebensmonat hinaus. Die „3er-Regel“ definiert exzessives Schreien als ein nicht beeinflussbares Schreien an 3 Stunden/Tag und mehr, an 3 Tagen/Woche und mehr und über 3 Wochen und mehr.
Bei etwa jedem fünften Kind kommt exzessives Schreien als Regulationsstörung vor und ist „… eine für das Alter bzw. den Entwicklungsstand des Säuglings bzw. Kleinkindes außergewöhnliche Schwierigkeit, sein Verhalten an eine, häufig aber an mehrere Lebenssituationen altersentsprechend anzupassen“. Das sind Situationen versuchter Selbstberuhigung in Stressmomenten, des Einschlafens und Essens, des zwischenmenschlichen Kontaktes und Spielens, der Trennung, Grenzsetzung und Forderungen an das Kind. Die Anlässe und kindliche Reaktionen sind bei Kindern nicht gleich. Sie bleiben oft ungeklärt.
Für Eltern ist das kindliche Verhalten sehr anstrengend. Es überfordert und verunsichert sie. Dazu kommen Sorgen und die Frage, ob das alles normal ist. Oft geben Eltern sich die Schuld, etwas falsch gemacht zu haben, oder haben Selbstvorwürfe, weil sie nicht die richtige Antwort auf das Schreien finden und dem Kind nicht helfen können. Frustration und Wut kommen nicht selten dazu. Der Stress kann Auswirkungen auf die Paarbeziehung und den Familienalltag haben.